Altena sowie Nachrodt-Wiblingwerde haben in den vergangenen anderthalb Jahren sprichwörtlich „in die Tiefe geschaut“. Im Rahmen des Wiederaufbaus nach der Hochwasserkatastrophe 2021 wurden sämtliche Abwasserkanäle und Schächte der Stadt gereinigt und mit Spezialkameras untersucht. Damit liegt nun erstmals nach dem Hochwasser- und Starkregenereignis 2021 ein nahezu vollständiges Bild über den Zustand des Abwassernetzes vor – ein wichtiger Schritt hin zu einem zukunftssicheren System, das auch neuen Starkregenereignissen standhält.
Das Ergebnis ist beeindruckend: Rund 178 Kilometer Kanäle, mehr als 5.028 Schächte, über ein Dutzend Sonderbauwerke wurden überprüft. Bevor die Kameras in die Rohre geschickt werden konnten, mussten sie zunächst mit Hochdruck von Schmutz und Ablagerungen befreit werden. So wurde sichtbar, welche Schäden das Hochwasser tatsächlich angerichtet hat.
Und diese sind zahlreich: Herausgedrückte Kanaldeckel, Risse und undichte Stellen in Rohren, abgelagerter Schlamm, Fremdstoffe und mechanische Beschädigungen an Bauwerken. Manche Probleme wirken sich direkt auf die Funktionsfähigkeit des Netzes aus und müssen daher zeitnah behoben werden.
Ganz ohne Einschränkungen war die Mammutaufgabe jedoch nicht zu bewältigen. Nicht alle Leitungen konnten mit der Kamera befahren werden – zu steile Gefälle, blockierte Schächte oder beschädigte Zugänge verhinderten in einzelnen Bereichen die Untersuchung. Hinzu kam, dass sich Arbeiten durch schlechtes Wetter oder große Mengen an Geröll und Schutt verzögerten. Ein kleiner Teil des Netzes muss deshalb zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden.
Besonders herausfordernd war die Topografie Altenas und Nachrodt-Wiblingwerdes. Die engen Täler und steilen Gefälle erschwerten den Zugang zu vielen Schächten. In etwa einem Fünftel der Rohre mussten die Kameras mehrfach neu angesetzt werden, weil der Abstieg zu steil war. Trotz all dieser Hürden gelang es, den allergrößten Teil der Schäden zu dokumentieren und nach Dringlichkeit einzuordnen.
Damit ist nun der Grundstein gelegt für die nächsten Schritte: die gezielte Sanierung der Leitungen, Schächte und Bauwerke. Altena hat heute einen klaren Fahrplan in der Hand – welche Schäden zuerst behoben werden, wo dringender Handlungsbedarf besteht und wie die Arbeiten effizient umgesetzt werden können.
Mit dem Abschluss der Kanaluntersuchungen ist ein entscheidender Meilenstein erreicht. Altena weiß nun genau, wo es anpacken muss, um sein Abwassernetz fit für die Zukunft zu machen. Die Stadt ist damit einen großen Schritt weiter auf dem Weg zu einem sicheren, belastbaren und modernen Kanalnetz, das auch künftigen Unwettern standhalten kann.
